Arg kalt
Schon beim ersten Schritt aus dem Haus fährt die beissende Kälte durch alle Nähte. Ein eisiger Windhauch kriecht durch sämtliche Schichten.
Mehrschichtiges Kleidungssystem, Zwiebelprinzip – es bringt nichts, sagt es Euren Müttern! Ich glaube kaum, dass ich mit einem Kartoffel-, Tomatensystem oder sonst irgendeinem Gemüseprinzip weniger frieren würde, aber danke trotzdem für den Tip.
Schnell ins Auto. Beim Einsteigen weht ein erschreckend kalter Luftzug den Schal von der Schulter. Der prüfende Blick, der Blick über die Schulter gerät zum Blick zurück. Nein, der Schal, er ist noch da.
Es fröstelt, der Wind weht lautlos ein Blatt durch die Luft. Lautlos, irgendwie unheimlich, selten gibt es ein intensiveres Grau. Vor dem inneren Auge fällt das Blatt auf den Boden, gar nicht lautlos, nicht belanglos - nein, mit einem schrillen Klirren zerschellt das gefrorene Blatt auf dem Pflaster.
Ein Lieferwagen rumpelt heran und ich beeile mich beim Einsteigen.
Das Blatt weht noch immer über die Straße.
Es ist arg kalt, auch im Auto noch, die Heizung wird nicht warm. Eisige Kälte versperrt dem wärmenden Lufthauch den Weg durch die Leitungen, schließt den Durchgang martialisch ab. Bitterkalt.
Die Hände zittern am Lenkrad, der kalte Motor läuft unruhig. Nichts läd zum verweilen ein. Menschen auf der Straße hasten gen warme Stube oder bewegen sich vermummt und in Zeitlupe durch die Gassen.
Der Typ auf dem Supermarktparkplatz hat scheinbar keine warme Stube, er lehnt mit den Obdachlosenzeitungen im Arm an den Einkaufswägen.
Eine mittelalte Dame eilt mit einem Blick an ihm vorbei, als fürchte sie, der arme Mann könnte ihr gleich die frisch erworbene Gemüsepfanne von BioBio aus dem Wagen rauben.
Mit einem leichten Pfeifen weht irgendwo wieder dieser eiskalte Hauch zwischen dem Meer geparkter Autos hindurch. Das Pfeifen wird lauter, der Hauch wird zum Wind, schwillt an zum Sturm und weht mir abermals den Schal von der Schulter, als hätte er sich gezielt den Weg über den Parkplatz gebahnt, um mich mit kalter Hand zu packen. Es fröstelt.
An die Einkaufswägen gelehnt schaut mich der Mann an, murmelt leise einen Gruß in den Wind. Ich grüße zurück und nehme meinen Euro aus dem Wagen.
Als wolle er die Szene unterstreichen, bläst der Schlot des Müllheizkraftwerkes dicke graue Wolken in die Kälte. Altes wird beseitigt, verbrannt, die Asche betont das Grau – von der Wärme ist hier auf dem Parkplatz nichts zu spüren.
Ich steige ins Auto, es ist schon wieder kalt oder immernoch. Immernoch lehnt auch der Mann an den Einkaufswägen, die Obdachlosenzeitung im Arm.
Auf dem Parkplatz sind kleine Bäumchen zwischen die Pflastersteine gepflanzt. Sie scheinen sich gegen die betonierte Kraft zu stemmen und zaghaft ihren Platz zu behaupten.
Ein Blatt wird durch die Luft geweht. Lautlos vom Wind getragen und zugleich fallen gelassen.
Der Motor springt an, er läuft jetzt schon runder als vorhin und auch die Heizung wird nun schneller warm.
Im Augenwinkel erscheinen die kleinen Erdflecken um die Stämmchen der Bäume wie Risse im Beton, aufgesprengt von unbändiger Kraft und doch nur gerade groß genug, um ihren Lebenswillen hindurchzuzwängen.
Beim nächsten Mal werde ich genauer schauen, ob sie sich ihren Platz vielleicht gar nicht so zaghaft behaupten, wie ich zunächst annahm.
Ich hätte ihm auch eine Zeitung abkaufen sollen.
Beim nächsten Mal werde ich ihm auf jeden Fall eine Zeitung abkaufen!
Das war seitenweise seiten weise und zum Schluß möchte ich den geneigten Leser noch zur Lektüre des folgenden Beitrages meines geschätzten Kollegen einladen.
Ein kleiner Sidekick wird da zum Seitenhieb, denn manch modernem Miteinander fehlt mitunter die Kraft zum herzlichen Händedruck - lesen Sie selbst.
Schon beim ersten Schritt aus dem Haus fährt die beissende Kälte durch alle Nähte. Ein eisiger Windhauch kriecht durch sämtliche Schichten.
Mehrschichtiges Kleidungssystem, Zwiebelprinzip – es bringt nichts, sagt es Euren Müttern! Ich glaube kaum, dass ich mit einem Kartoffel-, Tomatensystem oder sonst irgendeinem Gemüseprinzip weniger frieren würde, aber danke trotzdem für den Tip.
Schnell ins Auto. Beim Einsteigen weht ein erschreckend kalter Luftzug den Schal von der Schulter. Der prüfende Blick, der Blick über die Schulter gerät zum Blick zurück. Nein, der Schal, er ist noch da.
Es fröstelt, der Wind weht lautlos ein Blatt durch die Luft. Lautlos, irgendwie unheimlich, selten gibt es ein intensiveres Grau. Vor dem inneren Auge fällt das Blatt auf den Boden, gar nicht lautlos, nicht belanglos - nein, mit einem schrillen Klirren zerschellt das gefrorene Blatt auf dem Pflaster.
Ein Lieferwagen rumpelt heran und ich beeile mich beim Einsteigen.
Das Blatt weht noch immer über die Straße.
Es ist arg kalt, auch im Auto noch, die Heizung wird nicht warm. Eisige Kälte versperrt dem wärmenden Lufthauch den Weg durch die Leitungen, schließt den Durchgang martialisch ab. Bitterkalt.
Die Hände zittern am Lenkrad, der kalte Motor läuft unruhig. Nichts läd zum verweilen ein. Menschen auf der Straße hasten gen warme Stube oder bewegen sich vermummt und in Zeitlupe durch die Gassen.
Der Typ auf dem Supermarktparkplatz hat scheinbar keine warme Stube, er lehnt mit den Obdachlosenzeitungen im Arm an den Einkaufswägen.
Eine mittelalte Dame eilt mit einem Blick an ihm vorbei, als fürchte sie, der arme Mann könnte ihr gleich die frisch erworbene Gemüsepfanne von BioBio aus dem Wagen rauben.
Mit einem leichten Pfeifen weht irgendwo wieder dieser eiskalte Hauch zwischen dem Meer geparkter Autos hindurch. Das Pfeifen wird lauter, der Hauch wird zum Wind, schwillt an zum Sturm und weht mir abermals den Schal von der Schulter, als hätte er sich gezielt den Weg über den Parkplatz gebahnt, um mich mit kalter Hand zu packen. Es fröstelt.
An die Einkaufswägen gelehnt schaut mich der Mann an, murmelt leise einen Gruß in den Wind. Ich grüße zurück und nehme meinen Euro aus dem Wagen.
Als wolle er die Szene unterstreichen, bläst der Schlot des Müllheizkraftwerkes dicke graue Wolken in die Kälte. Altes wird beseitigt, verbrannt, die Asche betont das Grau – von der Wärme ist hier auf dem Parkplatz nichts zu spüren.
Ich steige ins Auto, es ist schon wieder kalt oder immernoch. Immernoch lehnt auch der Mann an den Einkaufswägen, die Obdachlosenzeitung im Arm.
Auf dem Parkplatz sind kleine Bäumchen zwischen die Pflastersteine gepflanzt. Sie scheinen sich gegen die betonierte Kraft zu stemmen und zaghaft ihren Platz zu behaupten.
Ein Blatt wird durch die Luft geweht. Lautlos vom Wind getragen und zugleich fallen gelassen.
Der Motor springt an, er läuft jetzt schon runder als vorhin und auch die Heizung wird nun schneller warm.
Im Augenwinkel erscheinen die kleinen Erdflecken um die Stämmchen der Bäume wie Risse im Beton, aufgesprengt von unbändiger Kraft und doch nur gerade groß genug, um ihren Lebenswillen hindurchzuzwängen.
Beim nächsten Mal werde ich genauer schauen, ob sie sich ihren Platz vielleicht gar nicht so zaghaft behaupten, wie ich zunächst annahm.
Ich hätte ihm auch eine Zeitung abkaufen sollen.
Beim nächsten Mal werde ich ihm auf jeden Fall eine Zeitung abkaufen!
Das war seitenweise seiten weise und zum Schluß möchte ich den geneigten Leser noch zur Lektüre des folgenden Beitrages meines geschätzten Kollegen einladen.
Ein kleiner Sidekick wird da zum Seitenhieb, denn manch modernem Miteinander fehlt mitunter die Kraft zum herzlichen Händedruck - lesen Sie selbst.
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