Pack den Drachen in den Tank! Oder: Von einem der auszog der Welt Benzin zu verkaufen... Teil Eins.
Gemäß der wie immer packenden Überschrift, hüstel, soll es sich heute einmal um eine, offensichtlich betrachtet, verdammt langweilige Sache drehen.
Wir beleuchten einfach mal die Sonntag-Nachmittag-Schicht bei einer Mineralölverkaufsfiliale mitten im schönen, märchenhaft provinziellen, südwestlichen Teil unserer Republik.
Um Punkt 13 Uhr startet die ungelernte Aushilfe, mit dem Einloggen in den Kassenrechner, ihre nächsten fünf Stunden am Bach des Brennstoffs. Politiker würden sagen: "An der Basis." Aber das sein mal dahingestellt.
Nennen wir den Protagonisten zunächst, des einfacheren Verständnisses wegen, "Azrael der Feenschlächter." Nein, zu lang, er braucht einen bürgerlichen Namen, der polarisiert, die Leute mitreißt, weil er ihnen wie ein lange vermisster Bekannter vorkommt, eine unmissverständliche, catchy success-story muß im Subkontext mitschwingen, ääähmm, Ludwig. Genau, Ludwig ist gut, das ist Erhard, das ist Wirtschaftswunder, das ist "Maßhalten", das passt. Bei dem Aufschwung momentan.
Ok, genug der prosaischen Schwelgerei, Fakten auf den Tisch: Nachdem Ludwig um 13 Uhr seine Schicht startete, fährt um Punkt 13.05 Uhr Rentner Helmut P. mit seinem Audi A4 3.0 V6 Quattro Handschalter auf den Hof. Der Mann ist weit über 90, hat 220 PS unter dem Hintern und vor kurzem, in einem spektakulären, hazadeurhaften Hebron-11 Gedächtnis-Stunt, die Waschanlage gerammt. 5000 Euro Schaden. Wir haben ja die Haftpflicht. Soweit läuft am heutigen Tag alles glatt, nach ca. 25 Minuten ist der Tankvorgang beendet, der letzte Geheimzahl-Versuch mit dem Sperren der Bankkarte einhergegangen und der Treibstoff bar bezahlt. Er fährt mit quietschenden Pneus gen Heimat.
13.30 Uhr: Sven F. betritt die Bildfläche. 26 Jahre alt, Alkoholiker, unzählige abgebrochene Ausbildungen und stolzer Besitzer eines alten, dröhnenden Ford-Cabrios, welches er neulich einer horizontalen Dame aus der großen Stadt abkaufte. Am heutigen Tage ist das ehemalige Sport-Talent mit einem deutlichen Zacken in der Krone bewaffnet und fordert vehement die Herausgabe von Einweg-Pfand für Aldi-Flaschen. Ludwig erklärt ihm freundlich, dass dies nicht möglich sei, da man diese Getränkebehälter nicht im Angebot habe. Doch Sven F. lässt sich von solch geballtem Fachwissen nicht beeindrucken und droht mit dem Besuch der Brent-Spar-Versenkungs Konkurrenz, sollte ihm nicht umgehend das Pfand ausgehändigt werden.
Ähnlicher Versuch wie mit einem U-Bahnticket der Münchner-Verkehrsbetriebe in Berlin Bus zu fahren. Sven F. verlässt um 13.35 maulend und transpirierend das Etablissement.
Nun ist es Zeit für den großen Auftritt von Markus P. 13.50 Uhr, der Familienvater fährt auf leisem Gummi seinen Renault Espace katzenartig vor den Halteplatz am Luftprüfgerät. Nach einem unerschrockenen Rundumblick wird während eines scheinbar unbeobachteten Momentes die Heckklappe nach oben gerissen und kurzerhand der Luftprüfer eingeladen. Eine furiose Abfahrt beginnt, die mit einer Rückkehr um 14.10 Uhr endet.
Ludwig mußte sich während dieser bangen zwanzig Minuten nun unzählige Male die Frage nach Luft stellen lassen, um dann aus der saloppen Worten des Herrn P. zu erfahren: "Aja, isch hebb do noch so e ald Mopped, do wor kaaa Luft meh' druff. Isch wor nur schnell dehaaam in de Garasch um des Ding uffzubumbe mit demm Gerääd. Awwer gehn dut des net werklisch, do misster mol wos moche drooo." Scheinbar fielen ihm im Vorfeld seiner 007-Aktion nicht die, mit dem passenden Anschluß versehenen, Kompressorrohre auf, die das sukzessive leerer werdende Gerät direkt an seinem Standort wieder mit neuer Luft versorgen.
Vater Buddenbrook würde es wohl mit einem juvenilen "Kurios, Kurios" kommentieren.
So endet Teil Eins unserer Begleitung einer scheinbar alltäglich-langweiligen Tätigkeit. Ludwig wird auf seinem Weg durch das Kunden-Gewitter noch weitere Überraschungen erleben, soviel ist gewiss.
Natürlich bleibt jede Ähnlichkeit oder Übereinstimmung mit eventuell noch lebenden Personen auch hier rein zufällig.
Fortsetzung folgt.
Gemäß der wie immer packenden Überschrift, hüstel, soll es sich heute einmal um eine, offensichtlich betrachtet, verdammt langweilige Sache drehen.
Wir beleuchten einfach mal die Sonntag-Nachmittag-Schicht bei einer Mineralölverkaufsfiliale mitten im schönen, märchenhaft provinziellen, südwestlichen Teil unserer Republik.
Um Punkt 13 Uhr startet die ungelernte Aushilfe, mit dem Einloggen in den Kassenrechner, ihre nächsten fünf Stunden am Bach des Brennstoffs. Politiker würden sagen: "An der Basis." Aber das sein mal dahingestellt.
Nennen wir den Protagonisten zunächst, des einfacheren Verständnisses wegen, "Azrael der Feenschlächter." Nein, zu lang, er braucht einen bürgerlichen Namen, der polarisiert, die Leute mitreißt, weil er ihnen wie ein lange vermisster Bekannter vorkommt, eine unmissverständliche, catchy success-story muß im Subkontext mitschwingen, ääähmm, Ludwig. Genau, Ludwig ist gut, das ist Erhard, das ist Wirtschaftswunder, das ist "Maßhalten", das passt. Bei dem Aufschwung momentan.
Ok, genug der prosaischen Schwelgerei, Fakten auf den Tisch: Nachdem Ludwig um 13 Uhr seine Schicht startete, fährt um Punkt 13.05 Uhr Rentner Helmut P. mit seinem Audi A4 3.0 V6 Quattro Handschalter auf den Hof. Der Mann ist weit über 90, hat 220 PS unter dem Hintern und vor kurzem, in einem spektakulären, hazadeurhaften Hebron-11 Gedächtnis-Stunt, die Waschanlage gerammt. 5000 Euro Schaden. Wir haben ja die Haftpflicht. Soweit läuft am heutigen Tag alles glatt, nach ca. 25 Minuten ist der Tankvorgang beendet, der letzte Geheimzahl-Versuch mit dem Sperren der Bankkarte einhergegangen und der Treibstoff bar bezahlt. Er fährt mit quietschenden Pneus gen Heimat.
13.30 Uhr: Sven F. betritt die Bildfläche. 26 Jahre alt, Alkoholiker, unzählige abgebrochene Ausbildungen und stolzer Besitzer eines alten, dröhnenden Ford-Cabrios, welches er neulich einer horizontalen Dame aus der großen Stadt abkaufte. Am heutigen Tage ist das ehemalige Sport-Talent mit einem deutlichen Zacken in der Krone bewaffnet und fordert vehement die Herausgabe von Einweg-Pfand für Aldi-Flaschen. Ludwig erklärt ihm freundlich, dass dies nicht möglich sei, da man diese Getränkebehälter nicht im Angebot habe. Doch Sven F. lässt sich von solch geballtem Fachwissen nicht beeindrucken und droht mit dem Besuch der Brent-Spar-Versenkungs Konkurrenz, sollte ihm nicht umgehend das Pfand ausgehändigt werden.
Ähnlicher Versuch wie mit einem U-Bahnticket der Münchner-Verkehrsbetriebe in Berlin Bus zu fahren. Sven F. verlässt um 13.35 maulend und transpirierend das Etablissement.
Nun ist es Zeit für den großen Auftritt von Markus P. 13.50 Uhr, der Familienvater fährt auf leisem Gummi seinen Renault Espace katzenartig vor den Halteplatz am Luftprüfgerät. Nach einem unerschrockenen Rundumblick wird während eines scheinbar unbeobachteten Momentes die Heckklappe nach oben gerissen und kurzerhand der Luftprüfer eingeladen. Eine furiose Abfahrt beginnt, die mit einer Rückkehr um 14.10 Uhr endet.
Ludwig mußte sich während dieser bangen zwanzig Minuten nun unzählige Male die Frage nach Luft stellen lassen, um dann aus der saloppen Worten des Herrn P. zu erfahren: "Aja, isch hebb do noch so e ald Mopped, do wor kaaa Luft meh' druff. Isch wor nur schnell dehaaam in de Garasch um des Ding uffzubumbe mit demm Gerääd. Awwer gehn dut des net werklisch, do misster mol wos moche drooo." Scheinbar fielen ihm im Vorfeld seiner 007-Aktion nicht die, mit dem passenden Anschluß versehenen, Kompressorrohre auf, die das sukzessive leerer werdende Gerät direkt an seinem Standort wieder mit neuer Luft versorgen.
Vater Buddenbrook würde es wohl mit einem juvenilen "Kurios, Kurios" kommentieren.
So endet Teil Eins unserer Begleitung einer scheinbar alltäglich-langweiligen Tätigkeit. Ludwig wird auf seinem Weg durch das Kunden-Gewitter noch weitere Überraschungen erleben, soviel ist gewiss.
Natürlich bleibt jede Ähnlichkeit oder Übereinstimmung mit eventuell noch lebenden Personen auch hier rein zufällig.
Fortsetzung folgt.
2 Comments:
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
By seiten weise, at 9:11 PM
die besten geschichten schreibt eben doch das leben, mein geschätzter kumpan, drum drehen wir den kopf zur seite und halten die augen geradeaus - köstlich!
By seiten weise, at 9:12 PM
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