Als Frau hieß er Anke

Montag, Dezember 25, 2006

Und zum Schluß: Champagner


Werte digitale Leserschaft, treue Gemeinde und zufällige Besucher.

Wer es noch nicht bemerkt haben sollte, das Jahr eilt mit größten Schritten auf sein Ende zu, nur um unter anderem Namen wieder neu beginnen zu dürfen. Das kalendarische Kronzeugen-Schutzprogramm sieht vor, das wir altes vergessen und uns auf neues vorbereiten dürfen.

Wie war das nochmal, im Sommer? (Sommer, wie geht das? Die Vorstellung aktuell in gekürzten Hosen und wallendem Hemdstoff durch die Welt zu schweifen, erscheint ungefähr so fern wie ein Blitz-Comeback von Michael Schumacher). Ja, damals, zu dreißig Grad warmen Zeiten war die Welt zu Gast im Freudenhaus. Es lag sich in den Armen, wer sich sonst noch nicht mal mit dem Allerwertesten anschauen würde, es wurde gefeiert, zelebriert und kreiert.
Eine rosige "schwarz-rot-geile" Zukunft, freudetaumelnd und alkoholschwanger auf der Fanmeile ins Glück.

Alles vorbei, jetzt ist es kalt, die stets zweifelhafte Minifahne am Kraftfahrzeug abmontiert oder vom Herbststurm im Dezember der letzten Durchhalteparole beraubt.

Keine Panik. Dies wird jetzt keiner der ach so typischen, leicht im sozialkritischen Hang versinkenden Jahrerückblick-Posts.
Respektive ein TV-Pendant, bestückt mit einem qualvoll betroffen dreinschauenden Moderator, der vesucht, mit Verständnis und treffsicher am interessanten Aspekt vorbei gestellten Fragen an die Opfer, die Explosion einer 20 Jahre alten Krupps-Bronzetta Feinbrühkaffeemaschine im hochsauerländischen Schleusenfeld-Ost, als Tragödie für Deutschland darzustellen.

Nein, hier läuft es anders ab. Die Großereignisse, die 2006 bestimmten, braucht man niemanden mehr einzeln vorzukauen, dafür waren sie medial und sozial einfach zu präsent, es sei denn man ist glühender Fan 24-stündiger Liveübertragungen von Sommer-Eisstockschieß-Balkanmeisterschaften.

Vielleicht sollte sich an dieser Stelle jeder einzelne von uns, der dies liest oder verfasst, einfach mal eine kleine Weile, die reelle Zeit ist hier völlig frei selbst bestimmbar, nehmen und für seinen Feingeist die fast abgelaufenen zwölf Monate rekapitulieren, überdenken und beurteilen. Natürlich im Endeffekt ohne diesen, pardon, Gute-Vorsätze-Scheiß.

Was war wichtig, was falsch, gibt es überhaupt falsch? Gab es dann auch richtiges, wenn es vielleicht gar nichts falsches gab? Was habe ich überhaupt mit meiner kostbaren Zeit angefangen? Bin ich zufrieden? Was macht mich zufrieden? Bin ich eine tragische oder glückliche Figur auf dem Schachbrett Welt?

Diese Litarnei an Fragen salopper Philosophie ist meine Version, natürlich nicht komplett, das spränge vielleicht den Rahmen. Die persönliche eines jeden Einzelnen geht mich nichts an, solange das Grundprinzip verstanden ist. Aus diesen Zeilen soll keine billig vorgekaute Boulevard-Moral herauszulesen sein, nein, ein Jeder sei einfach nur dazu aufgefordert, die Kurbel im Gehirn anzuwerfen.

Selber denken, kritisch sein, rekapitulieren und nicht in postpolitischen Untergangsszenarios ersticken. Und wenn aus dieser Perspektive nur eine Münze für den nächsten Obdachlosen herausspringt oder der Blogger endlich seine Traumfrau trifft.

Weihnachtliche Polemik mit einem Hang zum Kitsch, ok.
Doch in dieser seit Wochen gepriesenen, besinnlichen Zeit sei das erlaubt, verehrtes Publikum, liebe Audienz.

So rauschen wir dann mit Volldampf weiter gen 2007, mein geschätzter Kompagnon und ich danken allen Lesern und Kommentatoren, seit unseres Starts vor wenigen Monaten, für ihr Interesse und zünden uns zum Abschluß eine Zigarette an. Wir freuen uns nun auf all die Themen und völlig zu vernachlässigenden Details die da kommen werden.

In diesem Sinne das große Finale mit Leuchtfeuer und Krawumm. Chapeaux!