Als Frau hieß er Anke

Montag, Oktober 09, 2006

Und aus dem Hintergrund verschießt Rahn das letzte Wembley-Tor

Deutschland im Herbst. Äh nein, Deutschland ist eine Sommerfabel. Oder so ähnlich. Prinz Poldi und Heribert Schweini überall im All. Der Sport vereint ein sechzehn Jahre wiedervereinigtes Land.

Doch hat sich in diesen wilden Tagen nach und vor der WM-Euphorie einmal jemand Gedanken gemacht, respektive Fragen gestellt über den tragischen Werdegang vieler Helden am Rande?
Was erlebte der geneigte Couch-Poet und Rasierwasserexperte in Zeiten seines eigenen Schulsports?
War er jemals geachtet, gefürchtet? Etwa der Flankengott in der großen Sporthalle? Ein aufkeimendes Sternchen der Klasse 7bRGZX der Gesamtschule Oberschönmattenwaag. Oder gar Unterschönmattenwaag? Mitnichten!

Denn die Riege derer, die damals beim Sport immer, aber auch wirklich immer, und sei es nur bei der Mannschaftsbildung in der ersten Stunde, im ersten Halbjahr Brennball, als letzte gewählt wurden gerät viel zu oft in Vergessenheit.
Wie war das noch? Man konnte sich mit der Sicherheit einer verspäteten A380 Auslieferung darauf verlassen, nach dem Wählen der Standard Ortsschulsportheroen, die nicht zuletzt der Vater mit der Stoppuhr zwischen Günzelburg- und Battenbergstraße hin- und herjagte, stets noch als das letzte übergelassene Gammelfleisch auf der typischen Sporthallenbank sein graues und trübes Dasein zu fristen.
Da nutzte auch der natürlich nur gut gemeinte Ausspruch der besorgten Eltern: "Hey, dafür hast Du Deine Qualitäten woanders!" nichts, rein gar nichts. Denn in Mathe war man auch scheiße.

Sollte schließlich gezwungenermaßen, bedingt durch das von gespieltem Mitleid und einer "Tja, Pech gehabt"-Attitüde durchsetzte Gesicht des Sportpädagogen, die Zugehörigkeit zu einer Mannschaft doch noch zustande gekommen sein, wehte einem gleich der schneidende Gegenwind der sogenannten Teamkameraden entgegen.
Ihre Perfektion im Konglomerat der sich kongenial ergänzenden Nike-Puma-Adidas-Sporthaus-Ohl und Fahrrad Lindemann Cracks war nun gestört. "Mist, jetzt haben wir den ders net kann bei uns."

Und erneut waren im Leben unseres Erzählens wieder neunzig Minuten für das sprichwörtliche Exkrement-Ausscheidungsorgan.

Vielleicht sollte sich in diesem Bezug Herr Jan Ullrich, ehemals Deutschlands beliebtester Radfahrer, einmal Gedanken über die Schulzeit seinen spanischen Doping-Spezialisten machen. Mit nur einem kleinen Pillchen oder einem Schlückchen Eigenblut hätte man nämlich damals groß auftrumpfen können und wäre beim nächsten Mal vielleicht nur als Zweitletzter gewählt worden.

Welch ein Traum, ein Wunder. Ein richtiges Sommermärchen!

1 Comments:

  • Schneller atemlos dahin ich muss sorgfältig sollte mehr… Nein: erinnerst du dich also nicht mehr wie schon es manchmal war, sein eigenes Blut auf einer ganz langsamen und unsportlichen Weise fliessen hören?

    By Anonymous Anonym, at 6:39 PM  

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